Warum Rentenpapiere nichts mit Rente zu tun haben

Rentenpapiere, auch Anleihen genannt, sind ein wichtiger Bestandteil des Finanzmarktes. Viele Menschen denken, dass Rentenpapiere etwas mit der Altersvorsorge zu tun haben, weil das Wort „Rente“ darin vorkommt. Doch das ist ein Missverständnis. Rentenpapiere sind eine Form der Geldanlage, die nichts direkt mit der Altersrente zu tun haben. In diesem Artikel erklären wir, was Rentenpapiere sind, wie sie funktionieren, und wie sich Zinsänderungen auf ihren Wert auswirken.

Was sind Rentenpapiere?

Rentenpapiere oder Anleihen sind Schuldverschreibungen. Wenn Du eine Anleihe kaufen, leihst Du dem Herausgeber der Anleihe, oft einem Unternehmen oder einer Regierung, Geld. Im Gegenzug verpflichtet sich der Herausgeber, Dir das geliehene Geld zu einem festgelegten Zeitpunkt in der Zukunft zurückzuzahlen und während der Laufzeit der Anleihe regelmäßige Zinszahlungen zu leisten.

Hier sind einige grundlegende Begriffe, die Sie kennen sollten:

  • Nennwert: Der Betrag, den der Herausgeber bei Fälligkeit der Anleihe zurückzahlt. Dies ist in der Regel der Betrag, den Du ursprünglich investiert hast.
  • Kupon: Die regelmäßigen Zinszahlungen, die der Herausgeber während der Laufzeit der Anleihe leistet.
  • Laufzeit: Die Zeitspanne, über die die Anleihe läuft, bis der Nennwert zurückgezahlt wird.

Wie funktionieren Rentenpapiere?

Wenn eine Regierung oder ein Unternehmen Geld braucht, kann es Anleihen ausgeben. Anleger kaufen diese Anleihen und leihen dem Herausgeber somit Geld. Der Herausgeber zahlt während der Laufzeit der Anleihe regelmäßig Zinsen (den Kupon) und am Ende der Laufzeit den Nennwert zurück.

Ein einfaches Beispiel:

Du kaufst eine Anleihe im Wert von 1.000 Euro mit einer Laufzeit von 10 Jahren und einem jährlichen Kupon von 5%. Das bedeutet, dass Du jedes Jahr 50 Euro (5% von 1.000 Euro) als Zinsen erhältst. Am Ende der 10 Jahre erhältst Du zusätzlich zu den Zinsen Deine ursprünglichen 1.000 Euro zurück.

Warum Rentenpapiere nichts mit der Altersrente zu tun haben

Der Begriff „Rentenpapiere“ kann irreführend sein. Er stammt aus einer Zeit, als die regelmäßigen Zinszahlungen der Anleihen als „Renten“ bezeichnet wurden. Diese Zinsen wurden wie eine regelmäßige Rente (monatliche Zahlungen) gezahlt, daher der Name. Allerdings haben Rentenpapiere keine direkte Verbindung zur Altersrente oder Altersvorsorge.

Wie hängen Kurs, Laufzeiten und Zinsänderungen zusammen?

Der Wert oder Kurs einer Anleihe kann sich ändern, bevor sie fällig wird. Dies hängt vor allem von den Marktzinssätzen ab. Hier ist, wie das funktioniert:

  1. Zinsänderungen und Anleihenkurse: Wenn die Marktzinssätze steigen, fallen die Kurse bestehender Anleihen. Das liegt daran, dass neue Anleihen mit höheren Zinssätzen ausgegeben werden, die attraktiver sind als die älteren Anleihen mit niedrigeren Zinssätzen. Umgekehrt steigen die Kurse bestehender Anleihen, wenn die Marktzinssätze fallen, weil ihre festen Kupons im Vergleich zu den neuen, niedrigeren Zinssätzen attraktiver sind.
  2. Laufzeit und Zinssensitivität: Die Laufzeit einer Anleihe beeinflusst, wie stark ihr Kurs auf Zinsänderungen reagiert. Anleihen mit längeren Laufzeiten sind in der Regel stärker von Zinsänderungen betroffen als Anleihen mit kürzeren Laufzeiten. Das liegt daran, dass die Zinsänderungen über einen längeren Zeitraum mehr Einfluss auf die gesamten Zinszahlungen haben.

Ein Beispiel zur Verdeutlichung:

Du hast eine Anleihe mit einem Nennwert von 1.000 Euro, einer Laufzeit von 10 Jahren und einem Kupon von 5%. Wenn die Marktzinssätze auf 6% steigen, wird der Kurs Deiner Anleihe fallen, weil neue Anleihen mit einem Kupon von 6% attraktiver sind. Anleger wären nicht bereit, den vollen Nennwert für Deine 5%-Anleihe zu zahlen, wenn Du eine 6%-Anleihe kaufen kannst. Der Kurs Deiner Anleihe würde sinken, um den niedrigeren Kupon auszugleichen.

Einfluss von Zinsänderungen auf den Anleihekurs

Um den Einfluss von Zinsänderungen auf den Anleihekurs besser zu verstehen, betrachten wir ein Beispiel:

  • Anleihe A: Nennwert 1.000 Euro, Kupon 5%, Laufzeit 10 Jahre
  • Marktzins: Aktuell 5%

In diesem Fall würde Anleihe A zu ihrem Nennwert von 1.000 Euro gehandelt, da der Kupon und der Marktzins identisch sind.

Nun steigt der Marktzins auf 6%. Neue Anleihen werden mit einem Kupon von 6% ausgegeben. Um konkurrenzfähig zu bleiben, müsste der Preis von Anleihe A sinken, damit der Gesamtertrag (Kupon und Kursgewinn) ebenfalls 6% beträgt.

Durch komplizierte Berechnungen (die hier vereinfacht dargestellt werden), würde der Preis von Anleihe A auf etwa 926 Euro fallen. Käufer dieser Anleihe würden dann 50 Euro jährlich als Kupon erhalten und am Ende der Laufzeit den Nennwert von 1.000 Euro, was zusammen einen Ertrag von 6% ergibt.

Arten von Rentenpapieren

Es gibt verschiedene Arten von Anleihen, darunter:

  • Staatsanleihen: Ausgegeben von Regierungen. Sie gelten als sehr sicher, da Regierungen als sehr kreditwürdig gelten.
  • Unternehmensanleihen: Ausgegeben von Unternehmen. Sie bieten in der Regel höhere Zinsen als Staatsanleihen, sind aber auch riskanter.
  • Inflationsgeschützte Anleihen: Der Nennwert und die Zinsen dieser Anleihen werden an die Inflation angepasst.

Was sollten Du als Anleger beachten?

  1. Zinsumfeld: Behalte das aktuelle Zinsumfeld im Auge. Wenn Du glaubst, dass die Zinsen steigen werden, könnten Anleihen mit kürzeren Laufzeiten oder variablen Zinsen eine bessere Wahl sein.
  2. Kreditwürdigkeit des Herausgebers: Überprüfe die Kreditwürdigkeit des Herausgebers. Anleihen von schlechter bewerteten Herausgebern bieten höhere Zinsen, sind aber auch riskanter.
  3. Laufzeit: Wähle die Laufzeit entsprechend Deiner Anlageziele und Deiner Risikobereitschaft. Langfristige Anleihen bieten höhere Zinsen, sind aber auch anfälliger für Zinsänderungen.
  4. Diversifikation: Investiere nicht nur in Anleihen. Eine gute Mischung aus verschiedenen Anlageformen kann das Risiko mindern und die Ertragschancen erhöhen.

Fazit

Rentenpapiere oder Anleihen sind eine wichtige Anlageform, die jedoch nichts mit der Altersrente zu tun haben. Sie bieten regelmäßige Zinszahlungen und die Rückzahlung des Nennwerts bei Fälligkeit. Ihr Wert kann durch Änderungen der Marktzinssätze beeinflusst werden, wobei Anleihen mit längeren Laufzeiten stärker auf Zinsänderungen reagieren. Als Anleger solltest Du das Zinsumfeld, die Kreditwürdigkeit des Herausgebers und die Laufzeit der Anleihen berücksichtigen und Deine Anlage diversifizieren, um das Risiko zu minimieren. Durch ein gutes Verständnis dieser Faktoren kannst Du fundierte Entscheidungen treffen und Deine finanziellen Ziele erreichen.

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